Nachrufe: Gusti  / Christi  |  Spendeneingang  |  Grabstätte  |  Traueranzeige
 

Walter Dick

22.12.1950 - 30.12. 2002

Wahrscheinlich war ich der Einzige der ehemaligen Kollegen, mit dem Walter Dick in den letzten Jahren Kontakt hatte. Wir telefonierten miteinander sehr oft und trafen uns gelegentlich Samstags zum Einkaufen. Stell-dich-ein war immer der italienische Feinschmecker-Point im Karstadt, da wir beide Freaks der italienischen Küche sind. Dabei ging es meistens um Parma- bzw. San Daniele Schinken, um Parmigiano oder Pecorino, Olio extra vergine und natürlich um Wein.
Bei diesen Treffen, die alle 3-4 Wochen stattfanden, schien es so, als ob wir uns erst gestern gesehen hätten; wir gingen nahtlos zur Tagesordnung über, zu den manchmal dreckigen Witzen, zu alten Erinnerungen an seinen Urlaub mit dem Motorrad nach Italien und Frankreich, an meinem Urlaub auf irgend einer gottverlassenen Insel in der Ägäis.
Beim anschließenden Espresso machten wir uns über die Borniertheit mancher unserer Mitmenschen lustig; Es wurde viel gelacht - wir blühten so richtig auf...
Die Abschiede verliefen genau so locker, als ob wir uns morgen wieder treffen würden.
Beim vorletzten Treffen, im Spätherbst 2002, nahm ich meine Tochter Ella (25) mit. Wir waren zuerst da, und ich begann lauthals Schinken und Wurst bei der Südtirolerin zu bestellen. Plötzlich hörte ich von der Seite Walters vertraute Stimme: „Bài nu mai urla atíta cá te aude tot satu´ pardon Karstadt-ul!". 
Freilich war das Gelächter groß, die ehrenwürdige Kundschaft war entzürnt. Wir verhielten uns wie Marktschreier des Hamburger-Fischmarktes.
Walters Heiterkeit erreichte den Höhepunkt, als ich ihm Ella vorstellte (die er bisher noch nicht kannte). Ganz ernsthaft sage ich zu ihm : „Copilu' meu feminin Ella“... Da gab es kein Halten mehr:
„Boschorogule, ai adus-o sá te sprijine, sá-ti care traistele? Copilu', wo hast du den Blindenstock
versteckt?" ...Und so ging es die ganze Zeit weiter. Ella machte alles mit, nahm mir fürsorglich die Taschen ab, rückte mir den Stuhl im Cafe zurecht.
Walter gluckste ständig vor sich hin: „copilu' ín sus, copilu' ín jos..." Er war nicht zu bremsen.
Wir haben uns kaputt gelacht.
Auch bei unseren nächsten Telefonaten, wie auch beim letzten Treffen Ende November 2002, ging es um „ce face copilu', unde este copilu', cine ítzi cará troacele daca nu este copilu' etc.
Wir wollten uns vor Weihnachten treffen. Es hatte nicht mehr sollen sein - in diesem Leben.
Wir werden Walter Dick - von uns liebevoll begrüßt mit „ce faci mái táticule, care mai e viatza ta?“ sehr vermissen.

Christian Gaiser 

Nürnberg, den 3.01.2003

© 2002,  2003   -   lic21.de  -  23.01.03  -  E-Mail:  info@lic21.de  |  Impressum